Warum Personal Training?
Ich hätte mir lange nicht vorstellen können, einen Personal Trainer zu beauftragen. Aber einige Erfahrungen haben mich schließlich doch dorthin gebracht. Zum einen habe ich in meinem Lauftraining professionelle Trainerinnen kennengelernt und gemerkt, wie sehr sie meine Leistung, meinen Spaß und meine Motivation stärken. Dann hat mir ein Physiotherapeut eine Langhantel in die Hand gedrückt und mich mit seiner Zuversicht überzeugt, dass viel mehr möglich ist als man denkt – wenn denn jemand Erfahrener daneben steht. Und dann habe ich einige Personal Trainer kennenlernen dürfen, die mit ihrer ruhigen, empathischen und motivierenden Art dafür gesorgt haben, dass ich mit Spaß am Ball bleibe. Das Hochgefühl nach einer dieser Trainingsstunde gab dann den Ausschlag für den Gedanken: Ich möchte selber Trainerin werden, um dieses gute Gefühl weiterzugeben.
Neun Fragen zum Personal Training
1. Ich kann doch auch alleine trainieren. Warum sollte ich eine Trainerin engagieren??
Weil ich mit Ihnen daran arbeiten kann, wie sich Bewegung regelmäßig und langfristig in den Alltag integrieren lässt. Von hundert Menschen, die sich in einem Fitnessstudio oder in einem kommerziellen Kurs einschreiben, sind nach zwei Monaten nur noch 50 und nach einem Jahr nur noch vier dabei. Vermutlich haben alle diese Menschen gewusst, wie sie trainieren sollen, haben die Übungen richtig ausgeführt und hatten den starken Vorsatz, dranzubleiben. Schwierig ist also nicht das Wissen und die Technik, sondern das Dranbleiben.
Genau dort setzt eine Personal Trainerin an. Ich finde heraus, was Sie antreibt, was Ihnen Spaß macht und welche Ziele Sie haben. Ich arbeite auf der Grundlage verschiedener Theorien zur Verhaltensänderung. Die Theorie, die mir persönlich am nächsten liegt, ist die „Hedonische Theorie“. Sie besagt, dass wir etwas dann häufiger tun, wenn wir uns währenddessen besser fühlen (nicht nachher). Wir finden gemeinsam heraus, welche Übung sie besser fühlen lässt – das kann Langhantelstemmen, Aquajogging oder Trampolinspringen sein.
Wussten Sie übrigens, dass laut aktueller Forschung sportliche Ziele auch kontraproduktiv sein können? Während ein Ziel erfahrene Sportlerinnen und Sportler nach vorne bringt, sinkt die Bewegungslust bei weniger sportaffinen Menschen durch das Setzen von sportlichen Zielen. Ziele sind wichtig, müssen aber nicht immer mit Bewegung und Sport zu tun haben. Vor allem sind sie individuell und lassen sich gemeinsam – im Gespräch und bei der Bewegung – aufdecken und für das Dranbleiben nutzen.
Im besten Falle leiste ich nur Anschubarbeit und nach einiger Zeit wissen Sie, wie Sie auch ohne meine Unterstützung regelmäßig körperlich aktiv sind. Mein Ziel ist, dass Sie mich ein Jahr nach Ende unseres Trainings anrufen und mir stolz berichten, wie viel aktiver Sie geworden sind. Helfen Sie mir dabei, mich überflüssig zu machen.
2. Warum überhaupt mehr Bewegung?
Gute Frage. Auch ein Buch lesen oder schreiben, ein Bild malen, Klavier spielen, mit Freunden Kartenspielen oder im Garten sitzen macht Freude und ist gesund. Das wäre vor fünfzehn Jahren jedenfalls meine Einstellung gewesen. Meine Sichtweise hat sich erst gewandelt, nachdem ich selbst mit regelmäßiger Bewegung angefangen habe. Durch Laufen, Funktionelles Training, Schwimmen, Radfahren, Ballett und Krafttraining habe ich gemerkt, wie gut Anstrengung, Bewegung und regelmäßige Aktivität meinem Körper tun. Hinzu kam, dass ich als Medizinjournalistin oft darüber geschrieben habe, wie Bewegung die Gesundheit verbessert und das Leben verlängert. Das theoretische Wissen war also schon lange da, aber erst die Praxis hat mich überzeugt. Mein Ziel ist es, andere Menschen dabei zu unterstützen, dass aus dem Wunsch nach mehr Bewegung tatsächlich mehr Bewegung und Fitness wird.
3. Nützt das Training auch der Psyche?
Vielleicht, aber das sollte nicht der wichtigste Grund sein, mit dem Training anzufangen. Bei psychischen Problemen helfen psychologische Beratung, Selbsthilfegruppen, Psychotherapie und andere Behandlungsformen. Manche Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass Sport psychische Leiden wie zum Beispiel Depressionen lindern können. Ich verfolge dazu aufmerksam die aktuelle Studienlage.
4. Was ist der Trick für mehr Motivation?
Die „10 Tipps, um wirklich beim Training dranzubleiben“ finden Sie in jeder Zeitschrift, in Podcasts und auf Youtube. Meistens stammen die Listen von muskelbepackten Menschen, die seit ihrer Kindheit Sport gemacht haben und sich nicht hineinversetzen können in Menschen, denen der Spaß am Hantelheben/Kraulen/Toreschießen nicht in die Wege gelegt wurde. Meine Dranbleiben-Tipps sind individuell und experimentell. Klappt die eine Strategie nicht, dann probieren wir die nächste. Nur Aufgeben gilt nicht.
5. Welche Ziele soll ich mir setzen?
Bei einem Triathlon auf dem Treppchen zu stehen, sollte es schon sein. Nein, das war ein Scherz. Fast alle wichtigen Leitlinien rund um das Thema „Mehr Bewegung“ rufen dazu auf, spezifische, konkrete und herausfordernde Ziele zu setzen. Das gilt allerdings vor allem für Menschen, die bereits regelmäßig körperlich aktiv sind. Der Großteil der Menschen ist jedoch noch dabei, Bewegung oder Sport in den Alltag zu integrieren. Für diese Menschen sind konkrete Ziele – etwa einen 10 km-Lauf schaffen, 10.000 Schritte täglich – eher hinderlich. Besser sind sogenannte Lernziele. Die können auch vage und vordergründig weniger herausfordernd sein. Dazu zählt zum Beispiel: Ich möchte mich im nächsten Monat mehr bewegen. Ich möchte hin und wieder Schwimmen gehen. Ich möchte bei gutem Wetter zur Arbeit radeln. Ich möchte es schaffen, einmal in der Woche Krafttraining zu machen – egal wie lang. Sicher kann man sich auch Ziele höherstecken. Erreicht man das Ziel jedoch nicht, dann droht Frustration und das Gefühl versagt zu haben, was wiederum zu weniger Lust auf Bewegung führt.
6. Kann ich mit Nahrungsergänzungsmitteln mein Training verbessern?
In der Regel sind Nahrungsergänzungsmittel überflüssig. Auch Protein nehmen wir ausreichend zu uns, sodass wir keine teuren Zusatzprodukte kaufen müssen. Für mich gibt es jedoch ein Ergänzungsmittel, dass ich einnehme und dass ich empfehle: Kreatin. Es hilft gerade Älteren dabei, Muskeln aufzubauen und so dem Muskelschwund entgegenzuwirken und es gibt keine Hinweise auf bedenkliche Nebenwirkungen. Es wirkt allerding nur in Verbindung mit Krafttraining :). Um mich in Sachen Nahrungsergänzungsmittel auf dem Laufenden zu halten, lese ich aktuelle Studien und höre Science-Podcast von Expertinnen und Experten. Das mache ich übrigens extrem gerne – fühlt sich so gut an wie Chips essen.
7. Bei mir hat Kraft- oder Ausdauertraining noch nie zu einer Verbesserung geführt. Was nun?
Dann setzen wir uns gemeinsam hin und überlegen, wie es anders und besser geht. Tatsächlich gibt es Menschen, die auf ein Training kaum oder gar nicht ansprechen (Low- oder No-Responder). Darüber redet die Fitnessszene nicht gerne und vermutlich gibt es kaum einen Fitnesstrainer, der ein Low-Responder ist. Wer nicht schnell auf ein Training anspricht, spricht vermutlich auf eine andere Art von Training besser an. Das lässt sich am besten durch gemeinsames Experimentieren herausfinden. Und manchmal hilft tatsächlich auch ein Mehr an Training.
8. Was sind die Hürden für regelmäßige Bewegung?
Stress, Angst, unbewusste Einstellungen, die körperliche Aktivität automatisch mit etwas Unangenehmen verbinden, der Druck zu funktionieren, schlechte Erinnerungen an Sport aus der Kindheit, Einstellungen, die körperliche im Gegensatz zu geistiger Aktivität abwerten, fehlende Erfahrung, dass Sport und Bewegung das Wohlbefinden erhöhen, Versagensangst, Angst vor psychischen und physischem Schmerz, Angst, sich lächerlich zu machen, fehlendes Wissen über körperliches Training und (in meinen Augen besonders wichtig): mangelnde Selbstwirksamkeit (also das Gefühl, Ziele erreichen zu können), depressive Verstimmungen, Schmerzen, Verletzungen, Gebrechlichkeit, Angst zu stürzen, Angst sich zu verletzen. Die Liste lässt sich noch individuell erweitern. Die vielen Hürden zeigen aber auf, dass es auch ebenso viele und personalisierte Hilfen geben muss, um diese Hürden zu nehmen.
9. Wie fange ich denn jetzt an?
Ob mit mir oder ohne mich: Fangen Sie einfach an, am besten sofort. Drehen Sie eine Runde im Park, stehen Sie ohne Hände fünfmal vom Stuhl auf, tanzen Sie einen Walzer, halten Sie sich am Geländer oder am Rollator fest und stehen Sie auf einem Bein. Mit diesen „Übungen“ hätten Sie bereits die wichtigsten Muskeln und Trainingsformen – von Ausdauer über Kraft bis Balance – ins Visier genommen.
Text. Dr. Fabienne Hübener
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